Monthly Archive for September 2022

Anteilnahme und Solidarität mit Opfern antiqueerer Gewalt sind wichtig, aber sie reichen nicht aus. Der Staat muss aktiv handeln!

Mit fast 30 CSD-Veranstaltungen blickt NRW auf so viele Veranstaltungen dieser Art zurück wie noch nie. Auch de NRWSPDqueer, die bei diesen CSD flächendeckend präsent war freut sich, dass Demonstrationen für Akzeptanz, Gleichstellung, Respekt und Vielfalt nicht mehr nur in den großen Urbanen Zentren des Landes stattfinden. Wie notwendig diese politischen Kundgebungen in ihren unterschiedlichsten Ausprägungen sind, wird nicht zuletzt durch die zahlreichen antiqueeren Gewalt-Exzesse am Rande der CSDs deutlich. Der wohl prominenteste und zugleich erschütternste Fall ereignete sich im Münster und endete mit dem Tod eines 25-jähirgen trans* Mannes. Aber auch in anderen Städten kam es zu Gewalt gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle sowie trans*, inter* und andere queere Menschen (LSBTIQ*).

Zwar konnten in den vergangen Jahren die rechtliche Gleichstellung von LSBTIQ* stark vorangetrieben und die Sichtbarkeit queerer Menschen in vielen Bereichen der Gesellschaft ausgeweitet werden, jedoch stelle diese Fortschritte nur eine Seite der Medaille dar. Während ein Teil der Gesellschaft progressiv und offen ist, agieren andere Teile rückwärtsgewandt und immer aggressiver. Die NRWSPDqueer weiß den Hass, die Ausgrenzung und die Gewalt die zahlreiche LSBTIQ* immer noch tagtäglich ausgesetzt sind.

Sie sieht daher die Politik in der akuten Pflicht zu handeln. Rechtliche Gleichstellung alleine ersetzt nicht die Gesellschaftliche Akzeptanz verschiedenen sexueller Orientierungen oder geschlechtlicher Identitäten. Aufklärung nicht nur an Schulen muss daher stärker gefördert werden. Behörden und Institutionen brauchen eine Sensibilisierung zu Themen sexueller und geschlechtlicher Vielfalt sowie zu Diversity im Allgemeinen. Ebenso muss Artikel 3 des Grundgesetz endlich um die Merkmale sexuelle und geschlechtlicher Vielfalt ergänz werden.

Mit besonderen Blick auf Gewalt gegen LSBTIQ* fordert die NRWSPDqueer konkrete Maßnahmen von Sicherheitsbehörden und Justiz. So brauchen queeren Menschen geschulte und sensibilisierte Kontaktbeamt*innen in allen Einsatzstellen, um angstfrei Gewalt- und Straftaten melden zu können. Während aber auch nach queeren Veranstaltungen wie CSDs muss die Polizei präsent sein und konsequent bei antiqueerer Gewalt eingreifen. Straftaten, die aus Hass gegen oder aus ideologischer Ablehnung von Menschen bestimmter Gesellschaftlicher Gruppen verübt werden, müssen von Staat auch als solche erfasst und behandelt werden. Diese als Hasskriminalität bezeichnete Taten müssen standardmäßig bei Anzeigen erfasst und den Statistiken aufgeführt werden. Zur Erkennung und Behandlung dieser Straftaten ist es erforderlich, neben den Gerichten auch die Polizei und Staatsanwaltschaften speziell zu schulen. Hasskriminalität muss vom Staat konsequent geahndet werden. Die besondere Schwere der Schuld bei solchen Taten muss obligatorisch festgestellt werden.

Der Vorstand der NRWSPDqueer erklärt hierzu:

„Anteilnahme und Solidarität mit Opfern antiqueerer Gewalt sind wichtig, aber sie reichen nicht aus. Der Staat muss aktiv handeln, um den Schutz von LSBTIQ* auszubauen und gewährleisten. Hier sind alle Ministerien und Behörden von der Kommune bis zum Bund gefordert. Der Kampf gegen Ausgrenzung und Gewalt ist eine politische Querschnittsaufgabe.

Insbesondere von den in der Innen- und Justitz-Politik angesiedelten Stellen fordern wir schnelle und zielgerichtete Maßnahmen gegen Hasskriminalität. Darüber hinaus muss durch Präventionsarbeit und die Förderung von Akzeptanz dazu beigetragen werden, dass Gewalt gegen queere Menschen der Boden entzogen wird.

Queere Jugendliche stärken, statt Stellen kürzen. – Stadt Köln plant Kürzung der Förderung des Jugendzentrums anyway

Seit 1998 besteht das queere Jugendzentrum anyway in Köln. Es leistet seit dem eine niederschwellige und wichtige Arbeit für LSBTIQ*-Jugendliche. Statt die Einrichtung wie geplant zu stärken, plant die Verwaltung die Jugendberatungsstelle vollständig zu kürzen. Diese drohende Streichung verschärft bestehende Unterfinanzierung des anyway.

Die NRWSPDqueer sieht hier die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und das aktuelle Ratsbündnis aus DIE GRÜNEN, CDU und Volt in der Pflicht, diesen unverantwortlichen Kahlschlag in der queeren Jugendarbeit zu verhindern. Die genannten Akteur:innen haben bis zuletzt noch eine tragende Finanzierung zugesichert.

Hier zu kommentiert Landesvorsitzender der NRWSPDqueer, Fabian Spies:

Angefangen als schwul-lesbisches Jugendangebot gibt es das anyway nun seit über 20 Jahren. Dabei hat sich mittlerweile die Zielgruppe stark vergrößert: LSBTIQ*-Jugendliche, Geflüchtete, Jugendliche mit Migrationsgeschichte etc. Mit den wachsenden Aufgaben ist auch die Anzahl der Angebote und Projekte angewachse. Der Beratungsbedarf ist höher als vor Corona.Hier den Rotstift anzusetzen ist unverantwortlich.

Die geplante Streichung der Jugendberatungsstelle können wir fachlich nicht nachvollziehen. Queere Jungendliche werden hier im Stich gelassen auf Kosten der Haushaltskonsolidierung im Stich gelassen. Dabei braucht es aus unserer Sicht eine verlässliche Jugendpolitik, die Minderheiten und ihre Strukturen bedarfsgerecht fördert.

Frau Oberbürgermeisterin Reker und die Ratsmehrheit aus Bündis90/Die Grünen, CDU und Volt haben hier im Vorfeld eine bedarfsgerechte Förderung zugesagt. Nun sollten sie Wort halten! Zum einen weil dies zu einer ehrlichen und zuverlässigen Politik gehört, zum anderen, weil die genannte Förderung gebraucht wird.

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