Monthly Archive for Oktober 2013

Der Kampf um volle Gleichstellung hat erst begonnen

b7f6370f7fAnlässlich der aktuellen Koalitionsverhandlungen haben der Bundesvorstand der Arbeitsgemeinschaft der Lesben und Schwulen in der SPD (Schwusos) sowie die VertreterInnen aus den Landesverbänden und den FachsprecherInnen der Fraktionen am Wochenende in einer gemeinsamen Klausur in Düsseldorf getagt. Dort wurde folgende Resolution beschlossen:

Die Diskussion um die Koalitionsverhandlungen sind im vollen Gange. Dabei stellen wir fest, dass die Entwicklung der Debatte um die volle Gleichstellung von Lesben und Schwulen in eine falsche Richtung führt. Es geht nicht um einen Kompromiss bei unterschiedlichen Positionen, sondern um die Umsetzung unverhandelbarer Gleichheitsrechte und die gesellschaftliche Akzeptanz von Lesben und Schwulen.

Die volle Gleichstellung von Lebenspartnerschaften sowie die Öffnung der Ehe sind eine Ausgestaltung von verfassungsgemäßen und diskriminierungsfreien Rahmenbedingungen. Lesben und Schwule sind gesellschaftliche mehrheitlich akzeptiert.

Die Union hat schon in den Sondierungsverhandlungen deutlich gemacht, dass sie von ihrem bisherigen diskriminierenden und verfassungswidrigen Kurs nicht abweicht. Es ist ein falscher Kurs.

Homosexuelle wurden über Jahrzehnte in der Bundesrepublik diskriminiert. Lange Zeit durch den Schandparagrafen 175 des Strafgesetzbuchs, darüber hinaus, weil ihren Beziehungen lange Zeit die Rechte vorenthalten wurden – bis heute. Während die Gesellschaft einen immer stärkeren Wandel durch laufen hat und Homosexualität heute akzeptiert ist, bleibt die Union und an ihrer Spitze die Bundeskanzlerin bei ihrer diskriminierenden Verweigerungshaltung, Lesben und Schwulen gleiche Rechte zuzugestehen. Diese Weigerung kann noch nicht mal durch eindeutige und klare Warnungen des Bundesverfassungsgerichts beseitigt werden – vielmehr werden sogar Verfassungsgerichtsurteile ignoriert.

Es ist die Zeit der gesellschaftlichen Veränderung. Die Gesellschaft unterstützt mehrheitlich die Forderung nach voller Gleichstellung, wie Umfragen immer wieder darlegen. Die Gesellschaft unterstützt auch die Forderung nach Öffnung der Ehe.  Sinn und Zweck des Schutzes der Ehe als Institution ist es, eine Verantwortungsgemeinschaft als Keimzelle in der Gesellschaft zu begründen. Damit wird auch eine ökonomische Verantwortung übernommen. Dem stehen Rechte innerhalb der staatlichen Gemeinschaft gegenüber (z. B. Ehegattensplitting). Lebenspartnerschaften müssen diese Rechte ebenfalls zustehen. Aktionspläne zur Gleichstellung und gesellschaftlichen Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Trans*, Bi- und Intersexuellen werden in mehreren Bundesländern erfolgreich umgesetzt. Dies muss auch auf Bundeseben geschehen.

Es ist die Zeit der gesellschaftlichen Gruppen. Derzeit beobachten die Gruppen nur von der Seite aus und wundern sich nur über die Union. Aufgrund ihrer neuen Stärke glaubt sie, dass sie auch eine Legitimation für ihren diskriminierenden Kurs der Ablehnung gleicher Rechte erhalten hat. Das ist falsch – und hier müssen sich auch die gesellschaftlichen Gruppen einmischen, um darauf hinzuweisen.

Es ist die Zeit, auch in der Union Nein zu sagen. Gerade viele Großstadt-Unionisten wissen, dass die anhaltende Ablehnung gleicher Rechte von Lesben und Schwulen auf Dauer nicht zu tragen ist. Dennoch wird der eigenen Führung nicht die Gefolgschaft versagt. Es müssen nun auch aufrechte Unions-Mitglieder aufstehen und Nein sagen. Ein diskriminierender Kurs passt in kein christliches und konservatives Weltbild. Der britische Konservative Premierminister David Cameron hat vor gemacht, dass die Öffnung der Ehe auch von Konservativen umgesetzt wird und kein Spielball der politischen Linken ist.

Es geht um Gerechtigkeit – es geht um die Umsetzung von Menschenrechten – und die sind nicht verhandelbar! Der Kampf um die volle Gleichstellung hat jetzt erst begonnen!


UNSER REGIERUNGSPROGRAMM BLEIBT DIE GRUNDLAGE FÜR DIE VERHANDLUNGEN MIT CDU/CSU

Zum Ergebnis des heutigen SPD- Parteikonvents erklärt der Landesvorstand der SchwusosNRW:

„Wir sind gespannt, wie groß die Schnittmengen zwischen CDU/CSU und SPD in den nun anstehenden Verhandlungen tatsächlich sind. Dabei bleibt eins klar: Eine große Koalition ist weder Automatismus noch Selbstzweck für uns. Es geht um eine andere und bessere Politik, es geht um den Politikwechsel. Auf dieser Basis werden die Mitglieder die Ergebnisse bewerten.

CDU/CSU mögen ein gutes Wahlergebnis bei der Bundestagswahl erzielt haben, jedoch haben sie die Mehrheit zur Fortsetzung ihrer Politik verfehlt. Sie müssen sich in vielen Fragen bewegen. Allen voran die Öffnung der Ehe und das damit verbundene Ende von Diskriminierungen im Kindschaftsrecht. Unsere zentralen Forderungen aus dem Regierungsprogramm zur Bundestagswahl müssen der Gradmesser für die Verhandlungen sein. Wir wollen, dass es sozial gerechter zugeht in diesem Land. Dazu zählt, dass wir die Situation von gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften verbessern wollen. So der Beschluss des SPD-Parteikonvents.

Eine Regierungsbeteiligung wird es ohne einen klaren Politikwechsel nicht geben. Dieser bildet die Grundlage für alle Bewertungen der Ergebnisse. Und das letzte Wort haben die Mitglieder der SPD.“

Landesvorstand der SchwusosNRW empfiehlt dem Parteikonvent der Bundes SPD keine Große Koalition anzustreben.

Der Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle in der NRWSPD empfiehlt dem Parteikonvent der Bundes SPD keine Große Koalition anzustreben.

CDU und CSU sind im neu gewählten Deutschen Bundestag die einzigen Parteien, die sich konsequent einer modernen Gesellschafts- und Familienpolitik verweigern. Keine der zentralen Forderungen der Schwusos – allen voran die Öffnung der Ehe und das damit verbundene Ende von Diskriminierungen im Kindschaftsrecht – wäre in einer Koalition mit der Union nicht durchsetzbar. Dies ist die Erkenntnis nach den Sondierungsgesprächen mit der Union und SPD.

Unsere Wählerinnen und Wähler erwarten von uns, dass wir bei unseren Inhalten verlässlich bleiben.

Die SPD steht in ungebrochener Tradition. Seit 150 Jahren haben wir uns immer an unseren Werten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität orientiert. Anders als politische Mitbewerber haben wir uns an unseren Inhalten – und nicht an Mehrheiten – orientiert.

Die SPD ist nicht dafür angetreten, um als Mehrheitsbeschafferin die CDU/CSU an der Regierung zu halten und ihr so eine Fortsetzung der bisherigen Diskriminierungs Politik gegen LSBTTI zu ermöglichen.

Wir verweigern uns weiterhin keinen Gesprächen, aber Grundlage ist für uns das SPD-Wahlprogramm zur Bundestagswahl 2013. Die hier festgeschriebenen Anforderungen, “Dazu gehört die volle Gleichstellung der Homo-Ehe mit einem Adoptionsrecht für Lesben und Schwule“. Dies müsse Messlatte für 100% Gleichstellung bleiben.

Als Arbeitsgemeinschaft, die sich für die Belange von LSBTTI einsetzt, können für uns Parteien, die bewusst diskriminieren und ausgrenzen, keine ernsthaften Gesprächspartner für eine Regierungsbildung sein solange sie ihre Haltung gegenüber LSBTTI nicht ändern.

„Vielfalt ist für alle gut“

Gerdaspanier-oppermannSchwule Politiker oder lesbische TV-Moderatorinnen im Rampenlicht sind anerkannt, aber im Alltag werden Schwule und Lesben noch immer gemobbt und ausgegrenzt. Tage wie der morgige Coming-Out-Day sollen etwas daran ändern. Gerda Kieninger, Sprecherin für Frauen, Gleichstellung und Emanzipation, und Ina Spanier-Oppermann, Sprecherin für das Thema Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Transgender und Intersexuelle der SPD-Landtagsfraktion in NRW, begrüßen den Aktionstag:

„Vielfalt ist für alle gut. Homosexualität gehört zu dieser Vielfalt. Vor allem Jugendliche fürchten sich vor ihrem Coming-out, weil sie häufig mit Anfeindungen leben müssen. Umso wichtiger ist es, Mut zu machen, zu ihrer sexuellen Orientierung zu stehen, indem sie bestärkt werden, dass es in Ordnung ist, lesbisch, schwul oder transident zu sein.

Gerade der heutige Tag soll jene, die sich im Coming-Out-Prozess befinden, ermuntern, den Schritt zu wagen, sich so anzunehmen, wie sie sind, und dadurch an Stärke zu gewinnen. Denn wir wollen in einer Gesellschaft leben, die allen mit Toleranz und Respekt begegnet.

Wir unterstützen aktiv die Entwicklung der Queerpolitik als Querschnittsaufgabe in NRW und setzen auf frühe Aufklärungsarbeit: Im Kinder- und Jugendförderplan werden gezielt Projekte zur Aufklärungsarbeit bei Jugendlichen gegen Diskriminierung gefördert. Auch die Umsetzung des ‚Aktionsplans gegen Homo- und Transphobie‘ soll kontinuierlich vorangetrieben werden, mit dem Ziel eine Gleichstellung und Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt zu schaffen und so den veränderten Lebenswirklichkeiten der Menschen in Deutschland gerecht zu werden.“

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